Seit einiger Zeit beschäftigt mich die Frage, wann ich mich hinsichtlich meines eigenen, ganz persönlichen Minimalismus zufrieden geben werde. Bisher habe ich den Minimalismus als fortwährenden Prozess betrachtet und nicht als eine Sache, die irgendwann abgeschlossen sein wird. Denn insbesondere als Familie, halten wir im Sinne der Nachhaltigkeit fortwährend Dinge zurück, anstatt sie konsequent zu reduzieren. Was im entferntesten Sinne natürlich auch minimalistisch ist!
Nachhaltiges Aufbewahren ist auch Minimalismus
Deutlich wird das bspw. an den Klamotten. Der Größte wächst aus seinen Hosen und Pullovern. Also wandern sie in Kisten auf den Speicher, weil K2 und wiederum 2 Jahre später, auch K3 sie noch tragen können sollen. Bestenfalls hebt man die Sachen weiterhin auf, da man nicht sicher sein kann, ob nicht vielleicht doch noch ein K4 kommen wird. In jedem Fall aber gibt es da noch die Kinder von Geschwistern oder Freunden, für die man die Sachen ebenfalls gerne aufbewahrt. Und so sammeln sich Sachen. Ähnliches betrifft auch Spielzeug, Bücher und andere Dinge. Im weiteren Verlauf gibt es ein knappes Zeitfenster, in dem man die Sachen zu Flohmärkten und Kleiderbasaren bringen kann. Verpasst man das, bleibt es bei der Ausrede, dass ja bald die Enkelkinder Gefallen am Stoff finden werden. ;-)
Nicht verschwenden, wieder verwenden!
Wie dem auch sei. Man stößt, trotz einem Hang zum Minimalismus, immer wieder auf Ecken im Haus in denen Sachen verstaut werden, die man eigentlich reduzieren könnte, andererseits aber auch nicht. Denn im Sinne der Nachhaltigkeit ist es wichtig, bestimmte Dinge aufzubewahren. (“Nicht verschwenden, wiederverwenden” – stammt aus welcher beliebten Kinder-Zeichentrickserie?)
Bevor wir uns dem Thema Minimalismus vor etwa sieben Jahren zuwandten, gab es in unserer Wohnung mindestens ein Zimmer, dass wir strengstens unter Verschluss hielten. Hier wurden Sachen abgestellt, von denen wir nicht wussten ob wir sie jemals wieder gebrauchen würden. Das ist zwar heute längst nicht mehr so extrem, aber wenn mich Morgen jemand fragen würde, ob er sich mal unseren Speicher angucken darf, dann wäre ich von der Idee nicht unbedingt begeistert.
Das frei zugängliche Zuhause
Vor ein paar Tagen musste ich ein paar Sachen vom Speicher holen, um sie wieder in unseren Kreislauf zu integrieren. Dabei wurde mir klar, dass ich mein eigenes, ganz persönliches Ziel im Minimalismus dann erreicht habe, wenn sich jeder Gast, jeder Besucher frei durch unser Haus bewegen und sich alles angucken kann. Ohne dass ich ihm sagen muss: “Aber Raum XY bitte nicht betreten. Die Tür dürftest du ohnehin nicht aufkriegen.”
Gastfreundschaft
Aber was hat das Ganze nun mit Gastfreundschaft zu tun? Ich möchte Besuchern und Gästen gerne sagen können: “Fühl dich ganz wie zu Hause!” und dabei nicht denken müssen “Aber frag mich nicht, ob du auf den Speicher kannst.” Es liegt noch ein bisschen Arbeit vor uns, um dieses Ziel zu erreichen. Aber allein der Gedanke daran, diese Gastfreundschaft möglich werden zu lassen, fühlt sich schon sehr befreiend an.
Wie gastfreundlich ist dein Minimalismus?