Wer kennt das nicht? Diese eine Ecke im Körper, die eine ganz bestimmte Sache so richtig gut findet und befürwortet – also ein deutliches Ja abgibt. Und dann diese andere Seite, die ein klares Nein zu einer Situation oder einem bevorstehenden Ereignis hat. Gemeint ist nicht das Teufelchen auf der linken oder das Engelchen auf der rechten Schulter, wie man es aus alten Zeichentrickserien kennt und einen entweder waghalsig oder vorsichtig sein lässt. Gemeint ist die innere Stimme oder auch das innere Kind, das sich im Falle eines klaren Ja’s voller Vorfreude auf eine Sache zubewegt oder aber, im Falle eines deutlichen Nein’s, mit Ängsten, Panik oder anderen Widerständen im Körper auf sich aufmerksam macht.

Mein erster innerer Widerstand

Als Kind sollte ich an einer Theateraufführung in der Kirche teilnehmen. Es handelte sich um einen Miniauftritt in Form eines Schafes. Diese Nummer war mir megapeinlich. Heute würde ich sagen, dass ich ein sehr massives Nein in mir gegen diese Sache verspürte. Ich hatte einfach kein Interesse daran, mich zum Affen zu machen. Auf der anderen Seite wollte ich die Leute die mich um meine Teilnahme am Theaterstück gebeten hatten, nicht enttäuschen. Der innere Konflikt war perfekt. Ich versteckte mich in meinem Zimmer, bis unmittelbar vor dem Auftritt. Dann ließ ich mich breitschlagen, spielte meine Rolle und erntete tosenden Beifall. Die Situation war vorüber und ich hatte sie gut überstanden. Dennoch schwor ich mir, dass ich mich auf so etwas nie wieder gegen meinen Willen einlassen würde.

Ich musste damals ein deutliches Nein übergehen, was glaube ich nicht sehr gesund war. Ich weiß nicht, ob ich das damals gut verarbeitet habe oder ob ich noch heute die Spätfolgen dieses Theaters zu verarbeiten habe. Jahre später habe ich als Jugendlicher und junger Erwachsener vor nicht wenigen Menschen Musik gemacht und sogar Predigten gehalten. Ich vermute mit einem ganz gewöhnlichen Maß an Anspannung, wie sie wahrscheinlich jeder kennt. Diese Dinge habe ich aus eigenem Antrieb getan, ohne ein inneres Nein. Daher haben sie funktioniert.

Innerer Widerstand heute

Ich habe sieben Jahre lang in einer Werbeagentur gearbeitet. Das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten war angenehm und freundschaftlich. Doch über Jahre hinweg habe ich ein inneres Nein zu Teilen meiner Arbeit dort aufgebaut, es jedoch – aufgrund der vielen positiven Aspekte meines Jobs – kontinuierlich ignoriert und verdrängt. Über die Diagnose psychovegetative Erschöpfung habe ich an anderer Stelle bereits berichtet. Nach Panikattacke, BurnOut und Wiedereingliederung fand ich ansatzweise den Weg zurück in meinen Beruf. Aber das innere Nein war nach wie vor da und setzte sich deutlich zur Wehr. Irgendwann sah ich mich gewzungen, auf diesen inneren Widerstand zuzugehen. Ich kündigte meinen Job und fand glücklicherweise kurz darauf neue Herausforderung in einem neuen Angestelltenverhältnis. (Auf das Thema Kündigung möchte ich in einem späteren Artikel eingehen.)

Ein übergangenes inneres Nein verselbstständigt sich

Oft nehmen wir den inneren Widerstand zwar wahr, spüren vielleicht sogar die damit verbundenen körperlichen Blockaden, verdrängen oder ignorieren es aber, da wir es in unserem Alltagsgefüge nicht gebrauchen können. Ich musste die Erfahrung machen, dass sich ein immer und immer wieder übergangenes und nicht angehörtes Nein irgendwann verselbstständigt hat. Wenn es sich nicht in der Lage sieht mit mir zu kommunizieren, weil ich es fortwährend abwehre, dann ist es gezwungen sich auf anderem Wege Gehör zu verschaffen. Und das können die unterschiedlichsten körperlichen Symptome sein.

Es ist wichtig ein inneres Nein wahrzunehmen, es zu hören und zu hinterfragen. Denn oft hat man im ersten Moment keine Antwort darauf, warum dieses Nein plötzlich da ist. Man freut sich vielleicht sogar auf eine bestimmte Sache, sieht sich aber auf einmal mit einer inneren Blockade konfrontiert, die einem das Leben schwer macht.

Wie sieht euer Umgang mit der inneren Ambivalenz aus?

Kennt ihr diese inneren Neins? Wann habt ihr euch zuletzt darauf eingelassen, ein inneres Nein anzuhören und ihm nachzugeben? Oder zählt ihr eher zu den Verdrängern? Wie geht ihr mit dem inneren Widerstand und inneren Konflikten um?